Das Kniegelenk im Sport
Das Kniegelenk ist das größte von allen Gelenken. Gebildet wird es aus drei Knochen: dem Oberschenkelknochen (Femur), dem Schienbein (Tibia) und der Kniescheibe (Patella). Für ausreichende Stabilität sorgen neben der Muskulatur unter anderem kräftige Bänder, deren Verletzung einer speziellen Therapie bedürfen.
Eine nicht zu unterschätzende Rolle für die Stabilität des Kniegelenkes spielen die Menisken, zwei halbmondförmige Faserknorpelscheiben, die zwischen dem Oberschenkelknochen und dem Schienbein liegen.
Diese gleichen die Ungleichheit der in Verbindung stehenden Gelenkflächen aus. Dadurch, dass sie die belastete Kontaktfläche vergrößern, reduzieren sie den Druck, der auf unseren Knorpel einwirkt. Ohne sie reduziert sich die Lebensdauer unserer Kniegelenke ganz erheblich.
Probleme mit dem Kniegelenk sind ein häufiger Anlass für eine Vorstellung in unserer Praxis. Ein Sportbezug besteht einerseits dadurch, dass Patienten mit bestehenden Knieproblemen sportlich aktiv werden oder dass im Rahmen sportlicher Betätigung Verletzungen aufgetreten sind.
Spezielle Knieprobleme bei speziellen Sportarten
Die Art der auftretenden Knieprobleme unterscheiden sich je nach Sportart ganz erheblich.
Für jede Sportart gibt es spezifische Risiken. Jeder Sportler sollte diese kennen, denn nur so ist es ihm möglich, erfolgreich vorzubeugen.
Knieprobleme des Fuß- oder Handballers sind beispielsweise oft Folge von Traumen, während der Marathonläufer eher unter Überlastungssyndromen leidet.
Wichtige Unterscheidung zwischen Sportverletzung und Sportschaden
Der Sportmediziner unterscheidet dabei prinzipiell zwischen Sportverletzungen, wie z.B. dem Kreuzbandriss nach Verdrehen des Kniegelenkes und Sportschäden (=Überlastungsschaden), wie z.B. dem Läuferknie, welches gehäuft dann auftritt, wenn Trainingsbelastungen zu schnell gesteigert wurden.
Auch das Alter des Sportlers ist von großer Bedeutung. Einige Probleme wie Verknöcherungsstörungen von Sehnenansätzen befallen nur den wachsenden Sportler. Andere, wie ein schmerzhafter Gelenkverschleiß finden sich gehäuft in der 2. Lebenshälfte.
Für eine optimale sportmedizinische Prävention ist es daher wichtig, zum einen die verschiedenen Krankheitsbilder zu kennen und zum anderen genau zu analysieren, welche Eigenschafen der Sportler mitbringt.
Fragen zum Sportler
Fragen zum Sportler, die berücksichtigt werden müssen, sind:
Welche individuellen Voraussetzungen hat der Sportler (Alter, Gewicht, muskuläre und koordinativer Status)?
Bestehen Vorverletzungen/Voroperationen oder Achsfehlstellungen?
Welche Trainings-/Sporterfahrung hat der Patient?
Wie sieht die bisherige Trainingsplanung aus?
Was ist das angestrebte sportliche Niveau?
Große Bedeutung der körperlichen Untersuchung
Einer Behandlung geht dann immer eine sorgfältige Diagnostik voraus. Zentraler Eckpfeiler dieser Diagnostik ist die gründliche körperliche Untersuchung. Wenngleich die MRT-Bildgebung in den letzten Jahren immer besser geworden ist, wird diese wohl nie die Untersuchung ersetzen können, da die meisten Bildbefunde nur relevant werden, wenn sie auch zu einem klinischen Befund führen.
Dieses ist insbesondere für die OP-Planung wichtig und kein Knieoperateur würde auf eine klinische Untersuchung verzichten wollen.
Um für die Verschiedenartigkeit von Knieproblemen zu sensibilisieren haben wir hier einmal exemplarische einige häufige Knieprobleme im Sport aufgeführt.
Läuferknie (Tractus-iliotibialis-Syndrom, ITBS)
Was ist das? Eine Entzündung des Schleimbeutels zwischen dem äusseren Gelenkknorren des Oberschenkelknochens und einer Sehne, die über ihn hinwegzieht. Diese Sehne heißt Tractus iliotibialis. Schmerzen bestehen dabei auf der Aussenseite des Kniegelenkes.
Mögliche Ursachen: Risikofaktoren für das Auftreten eines Läuferknies sind u.a. O-Beine, vermehrtes Aufsetzen auf dem Fußaußenrand und einige unphysiologische Gangbilder ( z.B. vermehrte Seitwärtsbewegung mit Abbremsen bei gestrecktem Kniegelenk). Ein vermehrtes Aufsetzen mit dem Fußaußenrand kann hierbei auch durch falsche (zu starke Stütze) oder alte Schuhe verursacht werden.
Prävention: Die meisten Laufverletzungen sind bei einer guten Trainingsplanung vermeidbar. Die Suche nach den Ursachen hat im Vergleich zu vielen anderen Kniegelenksverletzungen eine hervorgehobene Bedeutung, da ein Verstehen der Ursachen die Gefahr des Wiederauftretens der Laufverletzung erheblich reduziert.
Kreuzbandriss
Was ist das? Wir unterscheiden das Vordere und das Hintere Kreuzband, wobei das vordere Kreuzband deutlich häufiger betroffen ist. In Studien zeigt sich für Deutschland ein Verhältnis von Rissen des vorderen Kreuzbandes zum hinteren von ca. 9 bis 10:1. Ein Riss des vorderen Kreuzbandes ist aber nicht nur die häufigste Bandverletzung des Kniegelenkes (in Deutschland reißt alle 6,5 Minuten ein Kreuzband) sondern auch eine klinisch besonders relevante, da insbesondere Sportler oft operativ versorgt werden müssen. Frauen und Mädchen haben eine deutlich höhere Verletzungsrate als Männer, die die gleiche Sportart ausüben (zwei bis achtmal höhere Verletzungsrate je nach Sportart).
Mögliche Ursachen: Risikofaktoren sind sehr vielfältig. Neben der Sportart sind einige Faktoren zu berücksichtigen, die in der Person des Sportlers selber liegen. Dazu gehören Fitness, genetische Veranlagung, Risikobewusstsein oder auch vorrausgegangene Verletzungen. Vorrausgegangene Verletzungen können das Risiko für einen Kreuzbandriss erheblich erhöhen. So besteht z.B. nach Verletzung des vorderen Kreuzbandes eines Kniegelenkes eine deutlich erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine Verletzung auch auf der Gegenseite.
Prävention: Eine optimale Prävention berücksichtigt alle intrinsischen (personenbezogenen) und extrinsischen (äußeren Faktoren). Eine Individualisierung des Programmes ist dabei elementare Voraussetzung seines Erfolges.
Was ist das? Ein Gelenkverschleiß (Arthrose) des Kniegelenkes wird als Gonarthrose bezeichnet. Hierbei zeigt sich ein Verschleiß der knorpeligen Gelenkflächen. Je nachdem, welche Gelenkflächen betroffen sind, können die Beschwerden und die zur Anwendung kommenden Therapieverfahren sehr unterschiedlich sein.
Mögliche Ursachen: Individuelle Risikofaktoren für eine Arthrose unterscheiden sich von Gelenk zu Gelenk. Für die Kniegelenksarthrose sind Übergewicht, Achsfehlstellungen (X- oder O-Bein) und eine vorrausgeganene Knieverletzung belegte ungünstige Faktoren. Belastungen wie intensives Lauftraining gehören sicher nicht dazu. Zahlreiche Studien haben dieses eindrucksvoll belegt. Auch bei größeren Laufumfängen wie z.B. 50 km/Woche über viele Jahre zeigte sich in der Laufgruppe kein vermehrter Verschleiß im Vergleich zu den Nichtläufern.
Prävention: Aktuelle Studien betonen immer wieder die hervorgehobene Bedeutung einer guten muskulären Führung. Der häufiger eingesetzte Vergleich des verschlissenen Knorpels mit einem abgefahrenen Reifen hinkt daher. Erstens ist Knorpel lebendes Gewebe, dass für seine optimale Ernährung bewegt werden muss und zweitens lässt sich eine muskuläre Führung nur erhalten, wenn die Muskulatur regelmäßigen Belastungsreizen ausgesetzt wird.
Grundsätzlich gilt: Auch Gelenke, die einen Verschleiß zeigen, sollten regelmäßig bewegt werden!
Meniskusschaden/Meniskusruptur
Was ist das? Rissbildungen können sowohl im Innen- als auch im Außenmeniskus auftreten. Die Risse werden nach ihrer Verlaufsrichtung in verschiedene Rissformen wie z.B. Längsriss, Radiärriss, Lappenriss oder Horizontalriss eingeteilt.
Mögliche Ursachen? Meniskusrisse bei jungen Sportlern haben fast immer eine traumatische Ursache. Hier hat der operative Meniskuserhalt, wenn irgend möglich, eine besondere Bedeutung. Damit ein genähter Meniskus heilen kann und vor einer erneuten Rissbildung geschützt ist, benötigt das Kniegelenk eine entsprechende Bandstabilität. Meniskusrisse beim älteren Sportler entstehen häufig auf degenerativer Basis. Diese müssen nur operiert werden, wenn eine entsprechende Klinik vorliegt.
Prävention: Neben allgemeinen Maßnahmen hat eine gute muskuläre Führung des Kniegelenkes eine protektive Bedeutung. Sportler mit einer Bandinstabilität nach Kreuzbandruptur, die nicht oder noch nicht operativ versorgt wurden haben ein deutlich erhöhtes Risiko zeitversetzt eine Meniskusruptur zu erleiden.
Wie lassen sich Risiken für Sportverletzungen/Sportschäden minimieren?
Risikominimierung in Hinblick auf Sportverletzungen muss immer individuell erfolgen. Im Rahmen unserer sportartspezifischen Check-Up-Untersuchungen sind sie Bestandteil des orthopädischen Check-Ups.
Kernfrage ist: „Wo liegen die individuellen Risiken bei diesem Sportler in dieser Sportart und was können wir tun, um diese Risiken deutlich zu reduzieren?“
Allgemeine Tipps wie guter allgemeiner Fitnesszustand, optimale Ausrüstung, angepasstes Risikobewußtsein, Fairplay, Aufwärmen, ausreichender Schlaf, Trainingsunterbrechung bei Schmerzen oder ausreichende Regenerationszeit und sorgfältige Rehabilitation nach Sportverletzungen können zum Teil auch mit Hilfe der Trainer transportiert werden. Häufig sind diese Tipps aber zu unspezifisch, um Verletzungen wirksam auszuschließen.
Anders als Sportverletzungen lassen sich Überlastungsschäden durch Beherzigen allgemeiner Tipps hingegen sehr oft vermeiden. Deshalb haben wir häufige Ursachen und allgemeine Tipps einmal aufgeführt.
Wer diese berücksichtigt, macht vieles richtig und reduziert sein Risiko für einen Überlastungsschaden am Kniegelenk ganz erheblich!
Häufige Ursachen für Sportschäden/Überlastungsschäden:
- Zu schnelle Steigerung der Trainingsbelastung (insbesondere des Anfängers)
- Unterlassung der Erwärmung
- Ungenügende Regeneration nach Erkrankungen oder Verletzungen
- Ungeeignetes Schuhwerk/Equipment
- Achsabweichungen an der unteren Extremität
- fehlendes Ergänzungstraining trotz hoher Trainingsumfänge
Allg. Tipps um Überlastungsschäden zu vermeiden:
- Höre auf die Signale Deines Körpers! Schmerzen im Bereich des Kniegelenkes zeigen häufig ein Mißverhältnis zwischen Belastbarkeit und Belastung an.
- Steigere Dein Trainingspensum langsam. Anpassungsvorgänge des sog. “passiven Bewegungsapparates” dauern länger als die des “aktiven Bewegungsapparates”. Für Laufanfänger z.B.gilt die „10%-Regel“ (Steigern des Trainingsumfanges um nicht mehr als 10% pro Woche)
- Ergänze Dein Ausdauertraining mit Krafttrainingseinheiten.
- Binde Übungen für die Koordination und die Beweglichkeit in das Training ein.
- Achte auf ausreichende Pausen.
- Dokumentiere Dein Training.
Bestehen bereits Probleme oder Vorverletzungen:
Lasse Dir von Deinem Sportmediziner/Physiotherapeuten ein individuelles Trainingsprogramm zusammenstellen.
Bestehen Vorverletzungen/Voroperationen oder Knieschmerzen/Schwellungen bei Belastung? In diesen Fällen sollte die Trainingsplanung individualisiert erfolgen. Grundlage einer solchen Trainingsplanung ist die ärztliche Untersuchung des Kniegelenkes.
Grundsätzlich gilt: Werden die Belastungen dem Befund angepasst, findet sich für jedes Kniegelenk das ideale Belastungsprofil. Jedes Kniegelenk möchte bewegt werde und profitiert von seiner Nutzung!
Ein letzter Satz zum Ehrgeiz. Übersteigerter Ehrgeiz ist an vielen Sportverletzungen und Sportschäden indirekt beteiligt. Dieser lässt viele Maßnahmen unwirksam werden. Ein überehrgeiziger Sportler ist z.B. durch ein präventives Fitnessprogramm nicht zu schützen, denn er wird sein gesteigertes Niveau sofort nutzen, um wiederum über seine Grenzen zu gehen. In Kontaktsportarten gefährdet er durch seine Neigung zum Foulspiel nicht zuletzt die Gesundheit anderer Sportler. Jegliche Tipps zu den Überlastungsschäden wird er zwar lesen und verstehen aber keinesfalls berücksichtigen können.
Prävention hierzu beginnt viel früher und unter Einbeziehung weiterer Bezugspersonen. Hilfreich ist hier die günstige Einflussnahme von Sportlehrern und Trainern aber auch nicht zuletzt der Eltern des Sportlers, da eine kindliche Prägung nachvollziehbarerweise nicht in einer sportmedizinischen Beratung rückgängig zu machen ist.
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